Der Kulturbetrieb bietet vielfältige absurde Situationen, die von jedem kulturliebenden Menschen immer wieder aufs Neue bestaunt und belächelt werden. Wenig schreibkundige Vielschreiber, kaum selbstkritische Kritiker, äußerst subjektive Objektkünstler, vollkommen taktlose Musiker und Schauspieler, die ausgespielt haben, bevölkern diese verschrobene Welt und scheinen nur so darauf zu warten, in skurrilen Anekdoten, pointierten Parodien, tragikomischen Dramoletten und boshaften Epigrammen aufs Korn genommen zu werden. Dieser dringlichen Aufgabe kommen die Satiriker Alexander Estis und Stefan Reiser nach – und lesen aus ihren Texten.
Programmdauer: 50 bis 70 Minuten ohne Pause.
Idee: Estis & Reiser; Bild, Ton, Schnitt: Reiser. Die Texte im Video entstammen den Stellungnahmen zum Kulturbetrieb. Epigramme von Alexander Estis · Karikaturen von Oleg Estis, Amsel-Verlag, Zürich 2019. ISBN 978-3-906325-42-2; 64 S., CHF 25,00.
TEXTPROBEN
stefanreiser.com/warum-mein-freund-alexander-das-funkhaus-verkauft
Mit präzisen Stichen kontern Estis und Reiser allerlei Täuschungsmanöver im Kunst- und Literaturbetrieb: Werden das Lektorat des nächsten Buches und die versprochene Inszenierung erneut verzögert, folgt ein Ausfall. Straftreffer gibt es für eifriges Deklamieren moderner Ly(-rik), das Zurückweichen als Stadtschreiber von Langweil führt zur sofortigen Disqualifikation; erlaubt hingegen sind unsaubere Schrittfolgen zur Einbettung eines Videos. Bei Lesungen, Vernissagen und Premierenfeiern ist das eigene Verkaufstalent in der Regel Teil der Wertung und Hegels Haargel bringt den Vorteil. Recht auf Angriff hat, wer dem Gegner zuerst ins Auge sieht.

BIOGRAFISCHES
Alexander Estis, geb. 1986 in Moskau. Ausbildung an Kunstschulen und bei Moskauer Künstlern, 1996 Übersiedlung nach Hamburg. Nach Abschluss des Studiums in deutscher und lateinischer Philologie Lehrtätigkeit für deutsche Literatur und Sprachgeschichte an verschiedenen Universitäten. Seit 2016 lebt er als freier Autor in der Schweiz. Neben philologischen Aufsätzen, Essays und Übersetzungen bilden literarische Klein- und Kleinstformen den Schwerpunkt seiner Arbeit, wobei der Verbindung von Wort und Bild große Bedeutung zukommt. Seine Texte werden in Anthologien und Zeitschriften publiziert (u. a. „Sinn und Form“, „Lichtungen“, „Entwürfe“); eigenständige Sammlungen erschienen 2019 im Amsel-Verlag (Zürich) sowie im Hochroth-Verlag (Bielefeld u. a.). Für seine Texte erhielt er mehrfach Auszeichnungen und Stipendien, zuletzt den Rolf-Bossert-Gedächtnispreis. 2020–2021 ist er Lydia-Eymann-Stipendiat in Langenthal (Schweiz). www.estis.ch
Stefan Reiser, geb. 1981 in Oberösterreich. Studium der Theater-, Film- und Medienwissenschaft in Wien, seitdem freischaffend als Autor und Theatermacher: Stücke, Produktionen, Inszenierungen, zahlreiche Aufführungen, Performances und Lesungen auf verschiedenen Bühnen. Veröffentlichungen in Literaturzeitschriften und Anthologien (u. a. „kolik“, „Die Rampe“, „schreibkraft“; „Facetten“, „Jahrbuch österreichischer Lyrik“). Mehrere Auszeichnungen, darunter Dramatikerstipendien (2011, 2016) und Aufenthaltsstipendien (Wartholz, 2011; Rom, 2016) des Bundes sowie der Kunstsammlung des Landes OÖ (Gmunden, 2017; Krumau an der Moldau, 2018). Gast der Österreichischen Gesellschaft für Literatur in der Casa Litterarum (Paliano bei Rom, 2021). www.stefanreiser.com